Die Weichen für psychische Gesundheit werden nicht erst in der Pubertät gestellt, sondern schon im frühen Kindesalter. In Kita und Grundschule erleben Kinder täglich, wie mit Gefühlen, Konflikten und Macht umgegangen wird. Sie beobachten genau, wie Erwachsene reagieren – und lernen daraus. Prävention bedeutet hier: Wir schaffen früh ein Umfeld, in dem Gefühle ernst genommen werden, Beziehungen verlässlich sind und Konflikte ohne Gewalt gelöst werden können.
Erzieher: und Grundschullehrkräfte haben dabei eine Schlüsselrolle. Sie sind keine „Therapeuten“, aber sie sind wichtige Bezugspersonen, die Kinder im Alltag begleiten, stärken und früh wahrnehmen können, wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät.
Frühzeitige Förderung emotionaler Kompetenzen
Emotionale Kompetenzen sind kein „Extra“, sondern ein zentraler Bildungsauftrag. Kinder brauchen Unterstützung darin, ihre Gefühle wahrzunehmen, zu verstehen und auszudrücken. Gerade im Kita- und Grundschulalter werden dafür entscheidende Grundlagen gelegt.
Dazu gehört, dass Kinder lernen, ihre Gefühle zu benennen: „Ich bin wütend“, „Ich bin traurig“, „Ich bin aufgeregt“. Wenn Erwachsene diese Gefühle sprachlich spiegeln – etwa: „Du bist gerade sehr enttäuscht, weil das Spiel zu Ende ist“ – erleben Kinder, dass das, was in ihnen passiert, gesehen und verstanden wird. Das schafft Sicherheit und hilft dabei innere Zustände zu sortieren.
Ebenso wichtig ist es, die Gefühle anderer wahrzunehmen. In Gesprächen im Morgenkreis, beim gemeinsamen Betrachten eines Bilderbuchs oder nach einem Konflikt können pädagogische Fachkräfte Fragen stellen wie: „Wie hat sich Anna wohl gefühlt, als sie nicht mitspielen durfte?“ oder „Was hättest du dir an ihrer Stelle gewünscht?“. So wird Empathie ganz natürlich im Alltag eingeübt.
Die P-J GmbH empfiehlt:
- regelmäßige Gefühlsrunden im Morgenkreis
- Bücher und Geschichten, in denen Emotionen eine Rolle spielen
- Rollenspiele zu typischen Konfliktsituationen
- kleine Entspannungsübungen, um zur Ruhe zu kommen
Wie Fachkräfte erste Warnsignale erkennen können
Trotz guter Bedingungen gibt es Kinder, die früh besondere Unterstützung brauchen. Prävention heißt auch, Warnsignale zu erkennen, bevor sich Schwierigkeiten verfestigen. Erzieher und Lehrkräfte erleben die Kinder täglich in Gruppen- und Lernsituationen und sind damit in einer sehr guten Beobachterrolle.
Auffällig können zum Beispiel Kinder sein, die sehr stark nach außen reagieren. Wiederkehrende Wutausbrüche, häufige Konflikte, aggressive Handlungen oder ein destruktiver Umgang mit Material können darauf hinweisen, dass das Kind mit seinen Gefühlen überfordert ist.
Hier geht es zunächst nicht darum, „Ungehorsam“ zu bestrafen, sondern zu verstehen: Was steckt dahinter? Ist das Kind schnell frustriert? Erlebt es viel Stress oder Überforderung?
Auf der anderen Seite gibt es Kinder, die eher nach innen reagieren. Sie sind still, ziehen sich zurück, spielen kaum mit anderen und wirken häufig traurig oder ängstlich. Manchmal fallen diese Kinder weniger auf als die laut und „störend“ wirkenden, obwohl ihr innerer Stress ebenso hoch sein kann. Auch psychosomatische Beschwerden wie wiederkehrende Bauch- oder Kopfschmerzen ohne körperliche Ursache können Hinweise auf seelische Belastung sein.
Hilfreich für Fachkräfte ist es, auf folgende Fragen zu achten:
- Seit wann beobachte ich dieses Verhalten?
- Tritt es in verschiedenen Situationen auf oder nur in bestimmten?
- Haben sich Verhalten, Stimmung oder Leistungsfähigkeit deutlich verändert?
- Wie erleben Kollegen das Kind, wie berichten Eltern oder Sorgeberechtigte?
Das Team der P-J GmbH weist darauf hin: Beobachtungsbögen, Teamgespräche und ein vertrauensvoller Austausch mit den Eltern sind hier zentrale Elemente der Prävention. Wichtig ist eine wertschätzende Grundhaltung: Es geht nicht darum, „Fehler“ bei Eltern zu suchen, sondern gemeinsam zu überlegen, was dem Kind jetzt guttun könnte.
Fazit der P-J GmbH
Prävention im Kita- und Grundschulalter bedeutet nicht, perfekte Kinder oder perfekte Erwachsene zu „erschaffen“. Es geht vielmehr darum, Räume zu schaffen, in denen Gefühle Platz haben, in denen Fehler erlaubt sind und in denen Kinder lernen, mit sich und anderen freundlich und klar umzugehen.
Wenn emotionale Kompetenzen früh gefördert werden, Fachkräfte Warnsignale sensibel wahrnehmen und gewaltfreie Kommunikation im Alltag gelebt wird, ist bereits viel gewonnen: Kinder erleben sich als gesehen und verstanden – und genau das ist ein starker Schutzfaktor für ihre weitere Entwicklung.